Eilmeldung: „Ich bitte darum, dies zu verbreíten“ – Igor Strelkow zur Lage

novorossia.su, 16.06.2014, 23:16 MSK

 Igor Strelkow drängt Russland zu helfen

 Der Feind beschießt Kramatorsk massiv aus Haubitzen vom Karatschun und aus dem Bereich der Kläranlagen zwischen Slawjansk und Kramatorsk (dort haben sie eine starke Stellung). In der Stadt gibt es zahlreiche Opfer und Brände. Es werden sowohl das Industriegebiet als auch Wohnviertel beschossen. Die Bevölkerung ist in Panik – einen so massiven Beschuss hat Kramatorsk bisher noch nicht erlebt. Objekte der Volksmiliz sind allgemein nicht betroffen – auf die schießen sie nicht. Warum das? Die Antwort ist einfach! Um noch weitere Zehntausende Menschen nach Russland flüchten zu lassen. Das ist Völkermord und „ethnische Säuberung“ in reinster Form.

Ich habe beschlossen, einen Text aus meinen persönlichen Korrespondenzen zu veröffentlichen (in geänderter Fassung). Ich bitte darum, es zu verbreiten. Ich kann nicht länger schweigen in der Hoffnung, dass in der „weiten Welt“ irgendjemand zur Vernunft kommt.

So sehr ich es gewohnt bin, ein paar Schritte vorauszudenken, bin ich im Moment „ratlos“. Die aktuelle „Zerschlagung“ von Wirtschaft und Bevölkerung habe ich vor eineinhalb Monaten vorausgesehen und habe zum Einsatz von Friedenstruppen aufgerufen, um dies zu verhindern. Niemand schenkte dem Aufmerksamkeit. Jetzt ist es zu spät – Friedenstruppen hier herzubringen ist ohne Kämpfe bedauerlicherweise nicht mehr möglich. Jetzt rufe ich auf zu UNVERZÜGLICHER MILITÄRISCHER HILFE IN GROSSEM MASSSTAB. Aber sie trifft nicht ein. In einer Woche oder zwei (oder noch früher) kann eine militärische Niederlage eines erheblichen Teils der militärischen Einheiten von DVR und LVR folgen. Weil das Verhältnis an schweren Waffen einfach ungleich ist… Wenn auch Donezk und Lugansk – wie Slawjansk – vollständig blockiert sein werden, stellt sich in voller Größe die Frage: 1) Truppen zu entsenden (die die Ukrainer direkt angreifen) und einen umfassenden Krieg zu führen; oder 2) Novorossia „im Regen stehen“ zu lassen (worauf sie stark hoffen). Und ich bin mir nicht sicher, dass das Dilemma durch die erste Variante gelöst werden wird. Eher ist es umgekehrt.

Wir können noch Hunderte Panzerwagen vernichten und 5000 weitere Soldaten töten – die Gesamtbilanz der Kräfte bleibt damit praktisch unverändert… Nun, das Verhältnis wird sich eventuell von 1:15 oder 1:14 ändern. Fast jeden Tag ziehen wir uns aus großen bewohnten Gebieten zurück – und haben nichts und niemanden, sie zu verteidigen. Und wir können nicht eines zurückerobern, da wir den schweren Waffen der Ukrainer nichts entgegenzusetzen haben und nur mehr oder weniger erfolgreiche Verteidigungskämpfe führen können.

Woher kann man da Optimismus nehmen? Von den eigenen kleinen Erfolgen? Die sind rein taktischer Art. Strategisch haben wir bereits vor längerer Zeit zu verlieren begonnen. Ich sehe  offene Sabotage im Vorgehen hochrangiger russischer Beamter in der Frage der Unterstützung Novorossias. Es ist ganz offensichtlich und ich denke, dass es ganz bewusst ist. Anders ist der Fakt nicht zu erklären, dass DVR und LVR bislang nicht einmal „de facto“ anerkannt wurden und noch immer keine Lieferungen von Waffen und Ausrüstungen begonnen haben. Ja, Putin verleugnet faktisch (wäre interessant zu wissen, auf wessen Veranlassung) seine Erklärung über die Bereitschaft, die russischen Zivilisten im Donbass zu schützen.

ES GIBT KEINE ALTERNATIVE. Wenn es keine militärische Hilfe gibt, ist die militärische Niederlage von DVR und LVR zwangsläufig. Mag es eine Woche früher oder einen Monat später geschehen – das spielt keine Rolle. Der Gegner schneidet uns von der Grenze ab und erwürgt uns systematisch, nebenbei wird das Territorium „gesäubert“ und schiebt zwei Millionen an den Rand gedrängter und völlig verbitterter Flüchtlinge nach Russland (Die Folgen für die Wirtschaft und das soziale Umfeld sind Ihnen ja hoffentlich klar?). Für Putin kommt dann mit traurigen Gesichtern eine Gruppe „dankbarer Oligarchen“, der „große Stratege“ Surkow vorgeschoben, der alles mit einschmeichelnder Stimme erklären wird: „Wir haben getan, was wir konnten, aber dieser … Donezker Mob hat es selbst vermasselt und nichts hätte helfen können außer auf die Gefahr eines Atomkrieges… Sie haben sich selbst bestraft … Sie sind das Risiko nicht wert… Wir müssen geduldig sein und alles reparieren… Mit Poroschenko kann man sich einigen … Taktischer Rückzug… Wir sind nicht zum Kampf bereit … Immerhin haben wir die Krim gewonnen …“ usw. usf.

Womit das alles endet für uns, das weiß ich. Die meisten von uns werden sterben, aber darum geht es nicht. Alle Mühen und alle Opfer werden vergeblich sein und der „Russische Frühling“ wird schon im Keim im „Ukrainischen Frost“ erfrieren. Und der nächste Krieg, den wir nicht mehr erleben, wird auf dem Territorium Russlands stattfinden, nach dem „Moskauer Maidan“ natürlich…

 Alle Lagemeldungen von Igor Strelkow gibt es jetzt als Seite im oberen Menu oder direkt unter: https://alternativepresseschau.wordpress.com/strelkow-zur-lage/

 

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